Deutschland schreibt Cricket-Geschichte nach Zitter-Partie

WM-Teilnahme weiter möglich: Deutschland erreicht erstmalig Global Qualifier

„Ich bin sehr, sehr glücklich und so stolz auf die Mannschaft“, sagte Bundestrainer Steven Knox. Zwar verlor Deutschland im letzten Spiel des Europe Qualifiers im Golf- und Cricketressort Desert Springs in der spanischen Region Almeria gegen Italien mit 116:117, aber diese knappe Niederlage ist verschmerzbar. Aufgrund der besseren Net Run Rate erreicht das deutsche Cricket-Nationalteam mit drei Siegen und drei Niederlagen aus den sechs Spielen den zweiten Tabellenplatz. Italien ist mit derselben Bilanz Dritter und scheidet aus. Als Gruppenerster qualifiziert sich Jersey ungeschlagen für die nächste Qualifikationsrunde. Deutschland wird nun entweder im Februar 2022 im Oman um einen WM-Platz kämpfen oder im Juni in Zimbabwe.

Mit dem Erreichen des Global Qualifiers hat Deutschland bei den Männern bisher den größten Erfolg seiner Geschichte verbuchen können. 2019 war es ebenfalls knapp – die Net Run Rate ließ Deutschland damals scheitern – diesmal konnte gejubelt werden.  „Wir haben hart gekämpft und nachdem wir es vor zwei Jahren verpasst hatten ist es großartig nun die andere Seite kennenzulernen“, freut sich der der ehemalige First-Class-Cricketer aus England, der in seiner aktiven Karriere für Schottland auflief.

Italien bot souveräne Leistung – Deutschland steigerte sich spät

„Es war ein enges Turnier, in dem wir uns am Ende durchgesetzt haben“, war Teamkapitän Venkatraman Ganesan glücklich. Die Italiener legten als zunächst schlagende Mannschaft gut los und kamen auf 117 Runs, als alle zehn Schlagmänner ausgeschieden waren. Laut ersten Rechenprognosen sollte ein eigener Wert im Angriff von etwas über 90 reichen, um über die Net Run Rate auf dem zweiten Tabellenplatz zu bleiben.

Mit einem Sieg wären alle Rechenspiele ohnehin Makulatur gewesen, aber Deutschland tat sich gegen gute Gegner schwer damit, Punkte über Läufe oder Schläge zu erzielen. Es lief schleppend. Aber zum Ende hin gab es zwei, die bis dahin souveränen Italiener – insgesamt sollten sechs Wickets nach 20 Overs zu Buche stehen – aus der Fassung bringen konnten. „Dieter Klein und Sahir Naqash haben unglaublich gut am Ende gespielt auf einer schwierigen Pitch“, lobte Knox. Der Aufprall des geworfenen Balls war schwer einzuschätzen, oft sprang er seitlich ab. Das störte Klein nicht. Er fabrizierte 28 Punkte aus 18 Bällen, dreimal schlug er den Ball direkt über die Spielfeldabgrenzung (Boundary) für jeweils sechs Zähler, einmal rollte sein Schlag über jene Markierung (vier Punkte). Zudem gelangen ihm zuvor zwei Wickets aus 34 geworfenen Bällen. Sahir Naqash machte aus 15 Bällen 28 Runs, darunter ein Vierer.

Turnier begann mit einer Niederlage gegen Jersey – es folgten wichtige Siege

Am vergangenen Freitag hatte das Turnier für Deutschland mit einer Niederlage gegen Jersey begonnen (133/5 nach 20 Overs, Jersey 137/7). „Wir waren sehr zufrieden damit, uns in die Situation gebracht zu haben 66 Runs aus zehn Overs zu brauchen, mit acht Wickets in der Hinterhand. Leider folgten dann fünf schwache Overs, in denen wir nur 21 Runs gemacht haben und somit die benötigte Run Rate in den verbliebenen fünf Overs auf neun angestiegen war“, sagte der 47 Jahre alte Coach. Dies sei im Endeffekt nicht ganz zu schaffen, aber „insgesamt gesehen war viel Positives dabei, das wir mitnehmen können für das Dänemark-Spiel“, so Knox.

Das Target von 111 – die Dänen hatten in 20 Overs 110 Runs bei sechs Wickets vorgelegt – erreichte Deutschland nach dem zweiten Ball des 18. Overs. Bester deutscher Spieler war Faisal Mubashir, der 36 Runs aus 37 Bällen erreichte. „Das war eine gute Allround-Leistung der Mannschaft. Wir haben planmäßig gebowlt und unser Fielding war im Vergleich zum Jersey-Spiel. Auch unsere Auswahl der Schläge und ihre Ausführung war besser“, sah der Coach eine Steigerung im Vergleich zum Auftakt.

Anschließend folge das erste Duell gegen Italien, welches die Deutschen für sich entscheiden konnten. Mit 103/5 endete das Inning für Italien am Schlag. Deutschland erreichte die nötigen 104 Punkte im 18. Over. Knox: „Ich freue mich über den Sieg. Die Jungs haben brillant gebowlt und Dylan, Venkat und Sahir waren sensationell am Schlag.“ Dylan Bignaut erzielte 36 Runs (48 Bälle), Venkatraman Ganesan 23 (26) und Sahir Naquash 13 (9).

Mit Sieg gegen Dänemark Italien unter Druck gesetzt

Mit einer guten Ausgangslage von zwei Siegen und einer Niederlage ging es nach einem spielfreien Tag in die Rückrunde. Erneut war Jersey besser als Deutschland –  85 : 86/6 (17.1/20 Overs). „Wir waren nicht gut am Schlag gegen Jersey, das sehr gut im Bowling und Fielding war“, so Knox, der darauf hoffte, mit einem weiten Sieg gegen Dänemark zurückschlagen zu können, um wieder mehr Vertrauten in die eigene Schlagkraft zu bekommen.

Der auch psychologisch wichtige Erfolg gegen Dänemark sollte gelingen. 119 Runs bei fünf Schlagmännern in der Hinterhand brachte Deutschland nach 120 geworfenen Bällen aufs Scoreboard. Dänemark war zwei Bälle vor Schluss bei einem Wert von 107 mit allen zehn Schlagmännern ausgeschieden. Bester deutscher Spieler war Wicket-Keeper Michael Richardson, der für zwei Stumpings – der geworfene Ball wird vom Schläger berührt, vom dahinter postierten Spieler gefangen und gegen das Wicket gestoßen – sorgte und als Schlagmann auftrumpfte (61 aus 53 Bällen). Mit drei Siegen und zwei Niederlagen ging es in den Showdown mit Italien, in dem Deutschland die Nerven behielt. Gemeinsam feierten Spieler und Trainer das Weiterkommen, ehe am Freitag die Heimreise anstand.

 

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